S.Klebe, Kiel
- Ganganalyse bei Patienten mit HSP
- Ergebnisse der Ritalinstudie
- Erste Erfahrungen mit der Gabe von intrathekalem Baclofen
- Bei insgesamt 22 Patienten mit HSP führten wir eine dreidimensionale
Ganganalyse auf dem Laufband durch und stellten die Ergebnisse den
Befunden von 18 Normalprobanden gegenüber. Dabei zeigten sich
hochsignifikante Unterschiede in der Gehgeschwindigkeit, der Schrittbreite
und Schritthöhe, die jeweils bei Patienten mit HSP reduziert waren.
Ferner war der Bewegungsumfang im Kniegelenk bei HSP Patienten signifikant
vermindert. Dies äußerte sich in einem signifikant größeren minimalen
Kniegelenkswinkel als Ausdruck der eingeschränkten Flexion bei diesen
Patienten. Bei den zur Ganganalyse parallel durchgeführten Untersuchungen
der zentral motorischen Latenz mittels "Motorisch evozierten
Potentialen" (MEP) zur unteren Extremität (M. tibialis anterior)
zeigte sich keine Korrelation zwischen der Schwere der Gangstörung und
der Latenzverzögerung.
- Die Ritalinstudie wurde durchgeführt, um die Wirkung des Pharmakons
Methylphenidat auf die Spastik bei Patienten mit HSP zu überprüfen. Die
Rationale für diese Studie lag in einer Einzelfallbeobachtung, bei der
eine HSP Patientin nach der Einnahme von Methylphenidat eine subjektive
und objektiv in der Ganganalyse messbare Verbesserung ihres Gangmusters
bemerkte. Weiterhin wird die Wirkung von Methylphenidat auf verschiedene
Transmittersysteme (Dopamin, Glutamin, Serotonin) im zentralen
Nervensystem in der Literatur beschrieben. Insgesamt wurden von Juni 2000
bis März 2002 22 Patienten mit HSP über einen Zeitraum von 6 Monaten
behandelt. Das Studienprotokoll sah 5 Untersuchungstermine vor. Die
Maximaldosis betrug 60 mg Methylphenidat pro Tag.
Nach einer Behandlungsdauer von 6 Wochen zeigte sich eine signifikante
Zunahme der Gehgeschwindigkeit und ein Trend zu einer Abnahme der
Schrittbreite und Zunahme der initial introvertierten Fußwinkel. Diese
Befunde kehrten nach der 6 monatigen Beobachtungszeit wieder zu ihrem
Ausgangwerten zurück. Die Bewegungsumfänge der einzelnen Gelenke konnten
durch die Einnahme von Methylphenidat keine signifikante Zunahme erfahren.
Zusammenfassend zeigte die Gabe von Methylphenidat keine Besserung des
Gangbildes bei Patienten mit HSP. Die Zunahme der Gehgeschwindigkeit nach 6
Wochen führen wir am ehesten auf die psychotrope Wirkung des Medikamentes
und einen Placeboeffekt zurück.
- Die intrathekale Baclofengabe stellt eine Behandlungsoption der Spastik
für Patienten mit HSP dar, die keine ausgeprägten Paresen der unteren
Extremität aufweisen. Durch den GABA B Agonist Baclofen kann eine
Reduktion der Spastik herbeigeführt werden, ohne durch eine zu starke
Induktion von Paresen die Schwäche der Beine zu verstärken. Insofern ist
eine funktionelle Verbesserung des spastischen Gangbildes möglich. Zur
Überprüfung eines Therapieerfolges wird vor der Implantation einer
Baclofenpumpe eine intrathekale Testapplikation mit 25 µg oder 50 µg
Baclofen durchgeführt. Die Wirkung wird anhand der dreidimensionalen
Ganganalyse festgehalten. Wir konnten bisher zwei HSP Patienten mit
intrathekalen Baclofenpumpen versorgen. Beide zeigen nach einem
Beobachtungszeitraum von zwei bzw. sechs Monaten eine konstante
Verbesserung der Gehgeschwindigkeit, Schritthöhe, Schrittlänge und der
Bewegungsmuster der Gelenke. Es ist geplant die Indikation und Therapie
der HSP mit intrathkalem Baclofen im Rahmen einer prospektiven,
randomisierten, doppelblinden Studie durchzuführen.